Empfehlung eines Screeninginstrumentes zur Triage von erwachsenen Notfallpatienten im Rettungsdienst und Krankenhaus

Die vorliegende Bachelorarbeit beschäftigt sich mit Triagesystemen im klinischen und präklinischen Setting. Zu diesem Zweck wurde ein Screeninginstrument (Vorsichtung in Rettungsdienst und Klinik – ViRuK) entwickelt, dass in beiden Settings eingesetzt werden kann. Neben der Instrumentenentwicklung wurde dieses Screeninginstrument in der Bachelorarbeit durch Experteninterviews erstmalig evaluiert. Thematisiert werden soll die Problematik im Bereich der Sichtung und Einschätzung von Patienten, welche sich zwischen klinischer und präklinischer Schnittstelle ergibt. Ziel der Bachelorarbeit ist eine Empfehlung für ein Screeninginstrument zur Triage von erwachsenen Notfallpatienten im Rettungsdienst und Krankenhaus.

Daraus ergeben sich zwei Forschungsfragen:

  • Ist die erste Version des entwickelten Screeninginstrument sowohl im Rettungsdienst als auch im Krankenhaus zur Triage von erwachsenen Notfallpatienten geeignet?
  • Welche Vor- und Nachteile sehen Professionelle aus den Bereichen Rettungsdienst und Notaufnahme des Krankenhauses bei der Nutzung des Screeninginstrumentes?

Zur Beantwortung der Forschungsfrage wurde zunächst auf Grundlage von Literatur und vorhandener Instrumente ein Screeninginstrument entwickelt. Die Recherche wurde in einschlägigen Fachzeitschriften, wie Notfall und Rettungsmedizin, Der Notarzt, Der Unfallchirurg vorgenommen und im Schneeballsystem weiter ausgeweitet. Die Literaturrecherche diente einerseits zur Erklärung der einzelnen Sichtungssysteme im klinischen und präklinischen Bereich, andererseits der Information über genaue Anforderungen an diese Systeme. Die Anforderungen und Systeme wurden daraufhin verglichen. Ziel des Vergleiches war die Herausarbeitung von Gemeinsamkeiten und Unterschieden innerhalb der verschiedenen Sichtungssysteme. Anhand dieser Ergebnisse wurde ein einheitliches System entwickelt, dass sowohl ein Nutzen für die Patienten als auch für die klinischen und präklinischen Einrichtungen abbilden soll.

Im zweiten Schritt wurde ein qualitatives Design gewählt, um mit Professionellen aus dem Bereichen Rettungsdienst und Krankenhaus das Instrument erstmalig zu evaluieren. Zur ersten Evaluation des Screeninginstrumentes sind zwei Experteninterviews durchgeführt worden. Die Leitlinien der Interviewführung wurden durch einen Interviewleitfaden dargestellt. Orientiert wurde sich dabei nach Gläser und Laudel (2010).  Bei der Auswahl der Experten wurde darauf geachtet, dass sie sowohl aus dem klinischen als auch aus dem rettungsdienstlichen Bereich stammen. Aus dem klinischen Bereich zeigte sich ein ärztlicher Leiter der Notfallaufnahme als geeignet, wohingegen aus dem rettungsdienstlichen Bereich ein ärztlicher Leiter Rettungsdienst (ÄLRD) als Interviewpartner gewählt wurde. Ziel der Interviews war es, die fachlichen Meinungen der Sachkundigen in deren Fachgebieten zu erhalten, damit diese in die Auswertung der Bachelorarbeit und Beantwortung der Forschungsfrage mit einfließen können. Die Transkription der Interviews wurde nach den Regeln von Dresing und Pehl (2018) durchgeführt. Mit der Software „MAXQDA“ in der Version von 2018 wurden die erhobenen Daten analysiert. Dazu wurden die Transkripte zunächst offen codiert, im zweiten Schritt wurden aus den Codes Kategorien herausgearbeitet (vgl. Reichertz, 2012).

Im Ergebnis wird deutlich, dass ein gemeinsam genutztes Instrument zur Triage die Arbeit im Bereich der Schnittstelle zwischen präklinischer und klinischer Patientenversorgung verbessern kann. Die Ergebnisse der Interviews haben gezeigt, dass ViRuK in erster Linie dazu geeignet ist, eine Triage bei erwachsenen Notfallpatienten sowohl im Rettungsdienst als auch in der Notaufnahme durchzuführen, allerdings stellt es  nach dem heutigen Stand der Entwicklung noch kein geeignetes System dar. ViRuK ist ein erster Schritt in eine patientenorientierte Richtung und liefert gute Ansätze zur Weiterentwicklung. 

Die Bachelorarbeit richtet sich sowohl an aktiv eingesetztes Personal im Rettungsdienst und der Notaufnahme, als auch an organisatorisch Tätige im Bereich der Notfallmedizin.

Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung …3
2 Theoretischer Hintergrund …5
2.1 Definitionen relevanter Begriffe …5
2.2 Aktuelle Sichtungssysteme in der Notfallversorgung …8
2.2.1 Sichtungssysteme im Rettungsdienst …8
2.2.2 Sichtungssysteme im Krankenhaus …11
3 Methodik …15
3.1 Entwicklung des Screeninginstrumentes zur Triage …15
3.2 Experteninterviews …21
3.2.1 Aufbau des Interviewleitfadens …21
3.2.2 Rekrutierung der Interviewpartner …22
3.3 Datenerhebung …22
3.4 Datenanalyse …23
3.5 Ethische Überlegungen …23
4 Ergebnisse …25
4.1 Das neue Screeninginstrument ViRuK …25
4.2 Ergebnisse aus den Experteninterviews …29
5 Diskussion …41
6 Fazit …51
7 Literaturverzeichnis …53
8 Abbildungsverzeichnis …56
9 Tabellenverzeichnis …57
10 Abkürzungsverzeichnis …57
11 Anhänge …58
11.1 Einverständniserklärungen …58
11.2 Informationsschreiben …61
11.3 Experteninterview mit dem ÄLRD …67
11.4 Experteninterview mit dem Ärztlichen Leiter der Notaufnahme …75
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